Jules Schelvis

Geboren 1921 in Amsterdam, Niederlande, in eine jüdische Familie; verstorben 2016. Die deutsche Polizei nahm ihn und seine Frau Rachel 1943 fest. Schelvis wurde über das Durchgangslager Westerbork in das Generalgouvernement, heute Polen, deportiert, wo er im Ghetto Radom und verschiedenen Lagern inhaftiert war und Zwangsarbeit leisten musste. Er war einer von 81 Männern, die im Vernichtungslager Sobibor als Arbeitshäftlinge selektiert und somit nicht ermordet wurden. Im März 1945 erlebte Schelvis die Befreiung im KZ-Außenlager Vaihingen/Enz in Frankreich. Nach dem Krieg recherchierte er zum Vernichtungslager Sobibor, befragte Überlebende und veröffentlichte 1993 das Buch "Vernichtungslager Sobibór". Zudem war er Nebenkläger bei den Sobibór-Prozessen. Im Jahr 2008 besuchte er die Gemeinde Silbertal in Vorarlberg. Josef Vallaster, Aufseher im Vernichtungslager Sobibor, war in Silbertal geboren worden und hatte dort bis zu seiner Migration 1933 in das nationalsozialistische Deutschland als landwirtschaftlicher Arbeiter seinen Lebensunterhalt verdient. Vallaster hatte sich an den Krankenmorden in der Tötungsanstalt Schloss Hartheim, Oberösterreich, beteiligt, bis er in Sobibor Bewacher wurde. 1943 wurde er dort von Aufständischen erschlagen. In der Gemeinde Silbertal galt Vallaster als Kriegsveteran, sein Name war bis in die Nullerjahre im dortigen Kriegerdenkmal eingraviert. Die Geschichtswerkstatt Silbertal klärte über Vallasters Taten auf und initiierte eine öffentliche Auseinandersetzung mit seiner Biografie.

Interviewte/r
Rozette Kats Jules Schelvis
Interviewer/in
Bruno Winkler Markus Barnay
Kamera/Technik
Hannes Wiederin
Interviewort
Silbertal, Vorarlberg
Aufnahmejahr
2008
Dauer
00:39:12
Sprache
Deutsch
Ort
Niederlande
Polen
Österreich » Vorarlberg
Sammlung
Sonstige
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